CO2lonialismus

Und was genau hat der Klimawandel mit Rassismus zu tun?

Die Personen, die bereits zum aktuellen Zeitpunkt am meisten unter dem Klimawandel leiden, leben im globalen Süden, sie sind arm und nicht weiss. Es sind die Personen, die kaum zum Klimawandel beitragen: die Hälfte der Menschheit, die zur ärmsten Bevölkerung gehört, ist verantwortlich für gerade 10% der globalen Emissionen, während die reichsten 10% der Bevölkerung 50% der globalen Emissionen verschulden. Die ärmsten Bevölkerungen befinden sich grösstenteils im globalen Süden und sind unverhältnismässig oft Communities of Colour.

Weil wir hier im Norden die dramatischen Folgen des Klimawandels noch nicht oder nur in milder Form miterleben, ist es für uns überhaupt möglich, die angebliche 12-Jahresfrist (oder jede andere Frist) als Deadline in der Zukunft zu behandeln. Dies ist ein Privileg, welches für Menschen im globalen Süden schlicht nicht existiert. Communities of Colour erleben die direkten Auswirkungen des Klimawandels wie Dürren, Wüstenbildung, Überschwemmungen und Hungersnöte unverhältnismässig stärker. All das geschieht bereits jetzt, wir erleben es hier im globalen Norden einfach nicht so direkt.

Grundsätzlich gilt es, den weissen Blick, geprägt von Kolonialismus und Imperialismus, auf dem die gegenwärtige Vormachtsstellung des globalen Nordens aufgebaut ist, zu verlernen und abzulegen. Quer durch den globalen Süden von Asien über Afrika bis nach Lateinamerika werden die Menschen, die ohnehin schon verarmt sind, durch das neoliberale Wirtschaftssystem und durch die Erderwärmung von ihren Gebieten und Existenzen vertrieben.

Wir müssen die Stimmen von indigenen Menschen unterstützen und verstärken. Wir müssen nicht stets weisse Aktivist*innen in den Mittelpunkt stellen (z.B. Greta Thunberg). Wir müssen über Klimawandel sprechen, indem wir ihn als Ergebnis von Kolonialismus und Wirtschaftsimperialismus verstehen, der hauptsächlich Communities of Colour beeinträchtigt. Es gilt, diesen Stimmen auch innerhalb der Klimabewegung in den Mittelpunkt zu rücken, ohne dabei in die Rolle des paternalistischen, selbstgerechten White Saviours zu schlüpfen. Wir müssen aufhören, den Klimawandel zu ,,whitewashen’’, was bedeutet, die Stimmen der nicht-weissen Erdbevölkerung zu marginalisieren oder zu verschweigen. Wir müssen anerkennen, dass wenn nur reiche weisse Menschen unter dem Klimawandel leiden würden, die Diskussion ganz anders aussehen würde, es wäre womöglich nicht einmal so weit gekommen. Unter dem Kapitalismus geht jeglicher Profit auf Kosten von anderen - und wir müssen uns die Frage stellen: auf Kosten von wem? Eine passive Klimapolitik, die auf individuellem Handeln statt auf struktureller Veränderung basiert, ist eine rassistische Politik.